KKJR-Veranstaltung zum Fachkräfteprogramm am 8.9.2010
FACHKRÄFTE Land zahlt weniger. Für 14 Arbeitsplätze im Kreis reicht das nicht.

Nun wird nach Lösungen gesucht.

Jugendpfleger bangen um ihre Stellen

VON MARKUS WAGNER

WITTENBERG/MZ - "Ich muss mich am 30. September bei der Agentur für Arbeit melden." Für Jugendpflegerin Beate Stahn steht das schon fest. Ende des Jahres läuft ihr befristeter Arbeitsvertrag aus, wie die ihrer 13 Kollegen, die bislang über das Fachkräfteprogramm bezahlt werden. Drei Monate vorher will die Agentur von allen eine Meldung. Wie es im Januar für Beate Stahn - und die fünf Jugendclubs, die sie betreut - weitergeht, ist ungewiss. Das Land hat seinen Zuschuss gekürzt, für alle 14 Stellen im Kreis ist ab 2011 zumindest im Fachkräfteprogramm nicht genug Geld da. "Alle Stellen müssen aber erhalten bleiben", fordert der Kreiskinder- und Jugendring (KKJR). Fiele eine Stelle weg, könnte das von den anderen nicht mehr aufgefangen werden. "Die Belastung geht schon jetzt an die Grenze", sagt Vorstandsmitglied Tobias Baumgarte -ganz abgesehen davon, dass die Attraktivität der Stellen nicht sehr hoch sei. Von den 14 arbeitet kein einziger in Vollzeit, die meisten arbeiten 32 Stunden in der Woche. "Einen jungen diplomierten Sozialarbeiter kann man damit kaum locken", sagt Baumgarte.

Beate Stahn konnte man damals noch locken. Seit 2002 ist sie Jugendpflegerin beim KKJR - und hat schon so manches mitgemacht. Heute betreut sie fünf Einrichtungen in der großen Stadt Bad Schmiedeberg. 1 700 Kinder und Jugendliche von sechs bis 27 Jahre leben dort. Ihr Programm schafft Frau Stahn nur mit guter Zeitplanung, Hilfe von Ein-Euro-Jobbern und geschlossenen Augen beim Blick auf die Uhr. "Wenn man Spaß an der Arbeit hat, schaut man nicht auf die Zeit", sagt sie. Allerdings schaut man sehr wohl auf das Ende der Verträge. Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Stellen auslaufen. Drei oder vier Hängepartien hat Beate Stahn selbst hinter sich. Immer stand am Ende die Frage, ob überhaupt und wenn, ob dann genug Geld da ist. Am gravierendsten war das Ende 2004. Damals lief das "Feststellenprogramm" aus, das bis heute aufgelegte "Fachkräfteprogramm" folgte erst Monate später.

Dass Geld kommt, ist diesmal klar, dass es allerdings statt 3,5 nur noch drei Millionen Euro für das komplette Programm im Land geben wird, auch. "Ursprünglich war eine Halbierung vorgesehen", merkt Corinna Reinecke (SPD) an. Die Fachpolitiker hätten die niedrigere Kürzung durchgesetzt. Ein Erfolg, aber es bleibt eine Kürzung. Für den Landkreis Wittenberg könnte das ein Loch von rund 25 000 Euro ausmachen. Das Jugendamt hat die 14 Stellen neu ausgeschrieben, bis heute können sich die Träger darum bewerben. "Ich gehe davon aus, dass das alle tun werden", sagt die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses des Kreistages, Christine Golly (CDU). Am 27. September werde es eine Arbeitsberatung geben, dann werde man im Kreistag Mehrheiten suchen, um das Geld zu sichern, das der Kreis dank der Kürzung vom Land als Kofinanzierung einspart. Dass der Kreis seinen Anteil so hoch wie 2008 hält, dafür plädiert der KKJR. Die Frage ist nur, wie das Geld den Fachkräften zugute kommen soll. Allein die Kofinanzierung nicht abzusenken, funktioniert nach Förderrecht nicht. Eine eigene Stelle lässt sich mit 30 Prozent von 25 000 Euro kaum finanzieren. Was tun? Am Mittwoch hatte der KKJR eine Runde einberufen, die sich zunächst ausgetauscht hat. Nun wollen die Träger in einer eigenen Beratung Wege suchen. Beate Stahn geht erst einmal zur Agentur für Arbeit und kündigt sich für Januar an. Sorgen macht das nicht nur

Bericht MARKUS WAGNER (MZ am 10.09.2010)





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